"Peak Travel" auf FRA ?

Autor:  Horst Bröhl-Kerner,     31.03.2013

Schon seit geraumer Zeit gibt es deutliche Zeichen, dass sich die Zahl der Flugbewegungen auf Rhein-Main nicht so entwickelt, wie als Begründung für die Notwendigkeit des Ausbaus prognostiziert. Das Wachstum war in den letzten Jahren deutlich niedriger als vorhergesagt, in jüngster Zeit gehen die Zahlen sogar absolut zurück.

Flugbewegungen FRA 2005-2013

Gründe dafür gibt es viele. Neben den aktuellen Sondereffekten (schlechtes Wetter, schlechte Wirtschaftslage) sind insbesondere die langfristigen Trends interessant. Generell ist der Trend zu ständig steigender Mobilität nicht ungebrochen. In den USA wird schon darüber diskutiert, ob und wann analog zu "Peak Oil", dem Maximum des Ölverbrauchs, auch "Peak Travel", das Maximum der Entfernungen, die ein Mensch im Lauf seines Lebens zurücklegt, erreicht sein könnte.
Im Wirtschaftsverkehr werden persönliche Treffen mehr und mehr durch Videokonferenzen ersetzt, und die Konzentration und Rückverlagerung der Produktion an die Orte des Verbrauchs reduziert das Frachtaufkommen.

Für FRA gibt es noch besondere Probleme wie die Konkurrenz durch Flughäfen, die für manche Verkehre geografisch günstiger gelegen sind (Istanbul, Dubai) und einen massiven Ausbau planen. Auch das jüngste Schrumpfen der Lufthansa Star Alliance durch das Ausscheiden der US-amerikanischen US Airways, die nach dem Zusammenschluss mit American Airlines zur oneworld Alliance mit Hub in London Heathrow gehören wird, wird zum Wegfall von Verbindungen beitragen.

Wird damit das Ziel der Bürgerinitiativen, die Zahl der Flugbewegungen auf FRA wieder auf ein regionalverträgliches Niveau zurückzuführen, ganz von alleine wahr? Schon der Volksmund weiß, dass Prognosen dann ganz besonders schwierig sind, wenn sie die Zukunft betreffen. Auch in der Vergangenheit gab es Phasen geringen Wachstums, denen Wachstumsschübe folgten, und Fraport wird natürlich alles tun, um Schrumpfungs-Szenarien nicht wahr werden zu lassen. In der langfristigen Perspektive sieht die gegenwärtige Entwicklung auch nur wie eine kleine Delle aus:


Statistik FRA gesamt
FRA Gesamt-Statistik, by Gorgo [CC0], via Wikimedia Commons


Auf der anderen Seite sind die derzeit wirkenden Faktoren von anderem Charakter als z.B. in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, wo die Zahl der Flugbewegungen zehn Jahre lang praktisch stagnierte, aber Passagier- und Fracht-Zahlen sich fast verdoppelten. Heute ist das Vertrauen in weiteres Wachstum deutlich reduziert. So hat z.B. die DFS gerade angekündigt, die Zahl der Lotsen-Ausbildungsplätze reduzieren zu wollen, weil der Bedarf nicht im angenommenen Ausmaß wachsen wird.
Jetzt wäre es wohl Aufgabe einer vorausschauenden Politik, die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung des Luftverkehrs unter Einbeziehung des Schutzes von Gesundheit, Umwelt und Klima weiter zu entwickeln und steuernd Einfluß zu nehmen. Stattdessen hat die Bundesregierung gerade eine "Luftfahrtstrategie" vorgelegt, die von alledem so gut wie nichts weiß.



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